31. Mai 2013

Wie bereitet man Schinken-Crêpes aus Thunfisch zu?

Einführung

Wir werden euch nicht erzählen, wie man einen Oktopus auf dem Grill zubereitet, auch nicht über die Fischerei in Süßwassergewässern. Wir verschönen euch mit der Erklärung, wie man Gartenwege anlegt oder Licht in einem Schrebergartenhaus installiert. Wir geben euch keine Tipps, wie man ein preiswertes Ferienhaus am Meer findet. Wir vergessen schulische Herausforderungen, die Vorbereitung zu einem Klavier- oder Chor-Abschlusskonzert, Schachturniere, Kindermusicals, Fußball, das Abnehmen und sogar die Arbeit. Wir erzählen euch über eine Reise nach Amsterdam, vier regnerische und kalte Tage im Mai, über einen Mann und eine Frau, die durch die Stadt auf der Suche nach Essen geisterten.


Wo ist Chinatown?

Wir fuhren ohne Bargeld los. Von der Haustür bis zur holländischen Grenze sind wir auf keinen Geldautomaten gestoßen. Als wir in Amsterdam ankamen, suchten wir erst etwa eine Stunde nach einer Bank und danach nach Chinatown. Wir fanden es nicht. Meiner Intuition folgend, schaltete ich kein GPS ein und verwechselte die Straßen.

Wir aßen bei einem Italiener. Zehn Euro für eine Pizza nach Wahl mit einem Getränk - dieses Angebot konnte man nicht ablehnen und ich brach die Suche nach knusprigem Peking- oder Schanghai-Geflügel ab. Meine mutige Freundin verzichtete auf Pizza und wählte die "Risotto Verteidigung": Reis mit Champignons, Parmesan und italienischem Weizenbrot. Die Mauern des Wachturmes aus Reis auf ihrem Teller waren vom Turmgraben aus Pilzsauce beschützt.

Das Bier

In meinem Gedicht "Kurze Reise nach Berlin im Sommer" erzähle ich über unseren Kulturtrip durch die Hauptstadt. Heute bin ich bereit, ein Geheimnis zu enthüllen. Es gibt nichts Besseres, als vor einem Denkmal, wie Brandenburger Tor oder Bundestag, auf dem Rasen oder auf einer Bank zu sitzen und ein halbes Liter Markenbier aus der Flasche für weniger als einen Euro zu trinken. In Amsterdam kostete eine Dose Bier gleichen Inhalts in jedem Kiosk zwei fünfzig. Abends in allen Supermärkten - von der Prinsengracht und bis zum Hauptbahnhof - war das Bier ausverkauft. Das war auch gut so. Trinkt bitte nicht zu wenig Bier während einer Erlebnisreise, doch trinkt es gar nicht, wenn eine Reise anstrengend ist.

"Es sind die kleinen Unterschiede…"

Am späten Abend, wir waren schon müde und ich hatte Rückenschmerzen, tranken wir Tee aus dem Automaten auf dem Hauptbahnhof. Zwei Teebeutel aus einem unbekannten kunststoffnetzähnlichen Gewebe kosteten nur drei Euro. Diese Verpackungsart erwies sich bei der Teezubereitung als sehr effektiv und es reichte nur ein Teebeutel für beide Tassen aus.

Wir aßen Fastfood - Giros-Baguette mit Hühnerfleisch. Dann studierte ich die Verpackung dieser Grundnahrung jedes Eintagstouristen. Die Zutatenliste war voll mit chemischen und künstlichen Geschmacksverstärkern. Halbhungrig kehrten wir ins Hotel zurück.

Wo kann man hier denn frühstücken?

Am nächsten Tag überlegten wir uns in der Straßenbahn, dass es schön wäre, bei "CoffeeCompany" zu frühstücken. Wir wurden freundlich auf Russisch unterrichtet, wo man am besten aussteigen soll, doch im Lokal war alles aufgegessen. Wir gingen hungrig die Leidsestraat runter, bis wir auf "Village Bagels" stießen. Dort frühstückten wir und gaben sechzehn Euro für ein normales Bagel mit Käse, Butter-Croissant, eine magere Muffin und zwei Kaffees aus. Trotz der überschaubaren Menge an Essen und des ansehnlichen Preises, blieb uns das Café in Erinnerung mit seiner freundlichen Atmosphäre, entspannten Bedienung und insbesondere dem Vorschlag eines netten zierlich femininen Verkäufers die Muffin unbedingt mit Marmelade zu probieren.

Nostalgie

Wir aßen zu Mittag in der billigsten Imbissbude des chinesischen Stadtviertels. Sie kannte ich von früher. Innerhalb einer Stunde für nur acht Euro fünfzig pro Nase durfte man dort alles aufessen, was auf der Theke entlang der Wand und des Fensters ausgestellt war. Die Auswahl an Fleisch war nicht riesig: Schwein und Huhn. Nun ja, das war's dann wohl. Meiner Freundin gefiel das nicht und ich wurde meine Nostalgie los.

Die Crêpe und das Bier

Wir aßen leckere Crêpes mit Ei und Thunfisch zum Preis von Schinken-Crêpes zu Abend. Da Hühnerfleisch ausverkauft war, durften wir die teureren Fisch- Crêpes auswählen und bekamen einen Nachlass aus Kulanz. Dokumentierter Nachweis, dass mit gutem Willen das Schweinefleisch aus Thunfisch zubereitet werden kann, geht aus unserer Rechnung hervor. Das schmale, tiefe und gelbgestrichene Café Crêpe befand sich auf einer Straße mit Gay-Bars. Ich hätte gern dort mal reingeschaut, doch der Einlass war nur für eingeladene Gäste und sie würden uns wahrscheinlich nicht aufs Wort glauben.

Es war spät, doch wir wollten nicht weggehen sondern weiterfeiern. Wir hatten einen Rock-Bar namens "Excalibur" direkt an der meist besuchten Straße des Rotlichtviertels aufgefunden und tranken dort Bier. Zuerst saßen wir draußen, begutachteten Prostituierte und beobachtenden Zuhälter, danach gingen wir rein und hörten Musik.

Was kann man in einem Viersternehotel zubereiten

Am nächsten Tag suchten wir nach Essen unter harten Wetterbedingungen in der Nähe vom Rembrandtplein. Wir verließen Metro und gingen bei starkem Regen ohne Schirm (wir sind ja nicht aus Zucker!) Richtung McDonalds, doch das Frühstück dort war längst vorbei. Wir aßen im benachbarten "Hema". Ich zahlte sechs oder sieben Euro, etwa zwei Euro weniger als erwartet, weil sie ein Angebot hatten. Später tranken wir Kaffee in einem gemütlichen Café, danach aßen wir eine Kleinigkeit zwischendurch, weil wir keinen Hunger bei Kälte und Regen hatten. Am Abend hörte der Regen auf, wir hatten wieder Hunger und änderten unsere Strategie. Wir kauften in einem Supermarkt ein, das ungünstig zwischen zwei Straßenbahnstationen lag. Bereits um halb acht waren wir im Hotel und bereiteten ein festliches Abschlussessen vor. Räucherfischfilet, frisches Baguette, Käse "Old Amsterdam", gewürfelte süße und saftige Ananas, Zider und Amstel schmückten unseren Tisch. Diese Mahlzeit war preiswerter als "draußen", doch Einkäufe mussten wir selbst tragen. Nach dem Essen verzichteten wir auf die in dem Übernachtungspreis enthaltende Sauna.

Entspannung

Am Abreisetag frühstücken wir wieder in "Hema", wo Buttercroissants so lecker waren, wie in Paris. Zur Mittag aßen wir ein Beef Sandwich bei Subway, das dort am teuersten war, doch ich konnte kein Hühnerfleisch mehr sehen. Zum Nachtisch hatten wir ein Vanilleeis in der Waffel, das nur fünfzig Cent pro Portion kostete. Wir standen mitten auf der Straße auf den Straßenbahngleisen mit Eis, Cola und Apfelschorle in der Hand und schossen Abschiedsbilder, lächelten uns, die Stadt und Passanten an. Waren wir denn von der Arbeit und dem Alltag so müde geworden, dass wir uns erst am letzten Tag bei der Abreise etwas entspannen konnten?

Frühstück im Hotel

Für das Frühstück im Hotel, wenn wir es bestellt hätten, hätten wir zusätzlich vierundvierzig Euro pro Tag ausgeben müssen.

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