10. Juli 2012

Hoffnung für Europa

Heute möchte ich euch einen jungen Mann vorstellen. Seinen Namen nenne ich hier nicht, denn er wollte anonym bleiben.

In Russland geboren, verbrachte er sein ganzes Leben in Deutschland. Er lernte zwei Sprachen gleichzeitig und im Kindergarten half er anderen russischsprachigen Kindern Erzieher zu verstehen. Dabei mischte er beide Sprachen nicht.

Als Kind besuchte er ein Theater-Studio. Aus dieser Zeit blieben ihm ein paar Minuten von Amateuraufnahmen einer oder zwei Aufführungen. Märchenhafte Kostüme, fast alle Freunde vom Kinderspielplatz - das Theaterstudio war ein Ergebnis der Wille und Hingabe der ersten Emigrationsjahren. Wie weit sind wir jetzt in alle Himmelsrichtungen zerstreut! Wo sind die damaligen Silvesterpartys und theatralischen Geburtstage heute geblieben?

Er interessierte sich nicht nur für Theater sondern auch noch für Handball. Diese Sportart ist sehr verbreitet in Niedersachsen. Der Kleine stand im Tor und fuhr fast jedes Wochenende mit seinen Minis durch das Bezirk um zu spielen. Dabei tanzte er ein bisschen unbewusst im Tor. Ihm blieb nichts anderes übrig, als einem Tanzsportclub beizutreten.

Eine kurze Zeit lang machte er Schwimmen als Leistungssport. Er schwamm schnell und gut, aber das Wasser war kalt für sein schlankes Körper.

Die meiste Zeit seiner Kindheit tanzte das Kind. Er erreichte die Klasse "A" im Lateinamerikanischen und "B" im Standard-Programm. Somit hat er seinen Vater um eine Tanz-Klasse überholt. Er war im Niedersächsischen Kader und nahm an internationalen Wettbewerben teil. Als er 180 cm groß wurde, wurde es fast unmöglich ein passendes Mädchen für ihn zu finden. Konkurrenten nahmen Partner aus Russland, ihre Kinder lernten für die Schule in Zügen der Deutschen Bahn und mussten nebenbei Shows tanzen um neue Kostüme und private Stunden zu bezahlen. Solche Paare konnte man nicht besiegen und er hörte mit Tanzen auf.

Als Kind war er oft im CVJM-Camp (Christlicher Verein Junger Menschen) und als sich die Möglichkeit ergab, absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Camp-Hüttenleiter bei der gleichen Organisation.

Während seiner Gymnasialzeit entdeckte er für sich Gitarre, nimmt Klavierunterricht, schreibt Lieder und arbeitet manchmal als DJ auf Diskotheken bei Freunden. Nach dem erfolgreichen Abitur ging er nach London und arbeitete als Freiwilliger in einer CVJM-Jugendherberge für Obdachlose. Er und ein anderer Junge aus dem Baltikum wurden aus mehreren hunderten Mitbewerbern ausgewählt. Seine Vorteile gegenüber den anderen waren: sein Migrationshintergrund, gute Englischkenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Kindern.

Zurzeit bewirbt er sich um einen Studienplatz an einer Universität. Er hat eine Freundin und sie wollen zusammen bleiben. Sie folgte ihm nach London und arbeitete dort als Au-pair bei einer Familie. Jetzt suchen sie eine Studienmöglichkeit unter der Voraussetzung, dass sie sich regelmäßig sehen können.

Er hilft seinem jüngeren Bruder in der Schule und verbringt viel Zeit mit ihm. Dank seines älteren Bruders füllt sich der jüngerer sicherer. Trotz des großen Altersunterschieds verstehen sie sich sehr gut und sind traurig, wenn sie sich nicht sehen.

Ich hoffe, er findet seinen Weg im Leben, überwindet alle Schwierigkeiten und wird gut für seine Nächsten sorgen.

1 Kommentar:

  1. Интересная и очень познавательная история детей эмигрантов. Очень хочется, чтобы мечты ребят и их родителей обязательно исполнились!

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