25. Juli 2012

Die Frau meiner Träume

Blauer Porsche Carrera steht vor der Tür. Wir gehen aus dem Haus und setzen uns ins Cabrio, du sitzt neben mir. Ein Kuss vor der Fahrt und das Auto beschleunigt sanft und kraftvoll. Reale Bilder lösen sich auf und ich schwebe in meinen Gedanken zum Anfang deiner steilen Karriere...

Sie absolvierte philosophische Fakultät einer der besten deutschen Universität mit dem Abschluss Magistra Artium in Sprachwissenschaften. Als eine der besten bekam sie ein Stipendium und für ihre Magisterarbeit die beste Note.

Sie leistete bei einem international tätigen mittelständischen Übersetzungsunternehmen ein Praktikum ab und erlernte Arbeitsweisen, Techniken, Übersetzungstools, Projektmanagement, Kundenakquise so schnell, ihr selbstbewusstes und freundliches Auftreten war so überzeugend, dass sie einen Monat früher das Praktikum beendete und als Projektleiterin in Urlaubsvertretung in derselben Filiale dieses Unternehmens eingesetzt wurde.

Sie legte Prüfung der deutschen Rechtssprache ab und ist seit kurzem ermächtigte Übersetzerin und beeidigte Dolmetscherin. Als freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin arbeitet sie an der Uniklinik, für mehrere Übersetzungsbüros und Privatkunden und baut den Bereich Projektmanagement auf. Zwei ihre nächsten großen Projekte werden beglaubigte Übersetzungen und Fachübersetzungen in alle Sprachen im Internet.

Technisch begabt arbeitet sie mit mehreren Übersetzungstools, nutzt Internetrecherche und Wörterbücher, unterhält eigene Internetseite, nutzt E-Mail, MS Office, Archiv- und Datensicherung-Systeme. Dank Smartphone ist sie für Kunden immer erreichbar. Zurzeit installiert sie ein Auftrags- und Kundenmanagement-System.

Die Behörden waren freundlich und setzten das Vertrauen in die junge Unternehmerin. Sie wickelt ihre Geschäfte steuerlich und versicherungstechnisch korrekt ab, kennt ihre Ausgaben und kann bewusst einen Teil des Gewinns in das Geschäft investieren.

Alleine ist es schwer auf dem Markt zu bestehen. Sie trat einer Übersetzervereinigung bei, geht zum Stammtisch, ist Mitglied von fachlichen Internetforen und schreibt ihr Blog...

Die Realität holt mich wieder ein. Wir pendeln in meinem Toyota zwischen unseren Wohnungen und Arbeit, doch diese Realität ist spannend und vielversprechend. Du bist noch am Anfang deiner Karriere und schon so viel erreicht. Meine Unterstützung hast Du. Und alle unsere Träume werden in Erfüllung gehen.

10. Juli 2012

Hoffnung für Europa

Heute möchte ich euch einen jungen Mann vorstellen. Seinen Namen nenne ich hier nicht, denn er wollte anonym bleiben.

In Russland geboren, verbrachte er sein ganzes Leben in Deutschland. Er lernte zwei Sprachen gleichzeitig und im Kindergarten half er anderen russischsprachigen Kindern Erzieher zu verstehen. Dabei mischte er beide Sprachen nicht.

Als Kind besuchte er ein Theater-Studio. Aus dieser Zeit blieben ihm ein paar Minuten von Amateuraufnahmen einer oder zwei Aufführungen. Märchenhafte Kostüme, fast alle Freunde vom Kinderspielplatz - das Theaterstudio war ein Ergebnis der Wille und Hingabe der ersten Emigrationsjahren. Wie weit sind wir jetzt in alle Himmelsrichtungen zerstreut! Wo sind die damaligen Silvesterpartys und theatralischen Geburtstage heute geblieben?

Er interessierte sich nicht nur für Theater sondern auch noch für Handball. Diese Sportart ist sehr verbreitet in Niedersachsen. Der Kleine stand im Tor und fuhr fast jedes Wochenende mit seinen Minis durch das Bezirk um zu spielen. Dabei tanzte er ein bisschen unbewusst im Tor. Ihm blieb nichts anderes übrig, als einem Tanzsportclub beizutreten.

Eine kurze Zeit lang machte er Schwimmen als Leistungssport. Er schwamm schnell und gut, aber das Wasser war kalt für sein schlankes Körper.

Die meiste Zeit seiner Kindheit tanzte das Kind. Er erreichte die Klasse "A" im Lateinamerikanischen und "B" im Standard-Programm. Somit hat er seinen Vater um eine Tanz-Klasse überholt. Er war im Niedersächsischen Kader und nahm an internationalen Wettbewerben teil. Als er 180 cm groß wurde, wurde es fast unmöglich ein passendes Mädchen für ihn zu finden. Konkurrenten nahmen Partner aus Russland, ihre Kinder lernten für die Schule in Zügen der Deutschen Bahn und mussten nebenbei Shows tanzen um neue Kostüme und private Stunden zu bezahlen. Solche Paare konnte man nicht besiegen und er hörte mit Tanzen auf.

Als Kind war er oft im CVJM-Camp (Christlicher Verein Junger Menschen) und als sich die Möglichkeit ergab, absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Camp-Hüttenleiter bei der gleichen Organisation.

Während seiner Gymnasialzeit entdeckte er für sich Gitarre, nimmt Klavierunterricht, schreibt Lieder und arbeitet manchmal als DJ auf Diskotheken bei Freunden. Nach dem erfolgreichen Abitur ging er nach London und arbeitete als Freiwilliger in einer CVJM-Jugendherberge für Obdachlose. Er und ein anderer Junge aus dem Baltikum wurden aus mehreren hunderten Mitbewerbern ausgewählt. Seine Vorteile gegenüber den anderen waren: sein Migrationshintergrund, gute Englischkenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Kindern.

Zurzeit bewirbt er sich um einen Studienplatz an einer Universität. Er hat eine Freundin und sie wollen zusammen bleiben. Sie folgte ihm nach London und arbeitete dort als Au-pair bei einer Familie. Jetzt suchen sie eine Studienmöglichkeit unter der Voraussetzung, dass sie sich regelmäßig sehen können.

Er hilft seinem jüngeren Bruder in der Schule und verbringt viel Zeit mit ihm. Dank seines älteren Bruders füllt sich der jüngerer sicherer. Trotz des großen Altersunterschieds verstehen sie sich sehr gut und sind traurig, wenn sie sich nicht sehen.

Ich hoffe, er findet seinen Weg im Leben, überwindet alle Schwierigkeiten und wird gut für seine Nächsten sorgen.

1. Juli 2012

Helden des Geburtstags

Heute feierten wir etwas verspätet ein Geburtstag auf der Datscha. Wir mussten die Tische decken und das Fleisch grillen. Das gelang uns gut, und wir hatten alles vor Ankunft der Gäste vorbereitet. Das Feier fand in einer entspannten und ungezwungenen Atmosphäre statt. Wir aßen, tranken und redeten.

Obwohl alle Feier alltäglich in ihrer Originalität sind, passierte das uns zum ersten mal. Ich begriff, dass dieses Ereignis den Anspruch hat, in Annalen unserer Geschichte festgehalten zu werden. Wir retteten ein Küken! Mein Sohn sah es im Gras, ein Klumpen ohne Federn, das kaum atmete. Lili fand sein Nest, brachte Handschuhe und sagte, wir sollten das Küken zurücklegen. Ich nahm eine Leiter, vorsichtig hob es auf und legte dort rein. Im Nest lagen bereits ein gesund aussehendes Küken und ein Ei.Wir hoffen, dass sie überleben werden. 

Wir retteten ein Kücken
Küken

Einer Woche später

Amseln sind weggeflogen... Auf der Datscha reifen Himbeeren und sind schon ziemlich lecker, wir aßen rote und schwarze Johannisbeeren, jäteten Unkraut auf dem Weg zum Garten. Danach blickte ich in das Nest und es war leer. Nach einem Telefonat mit meinen Eltern erfuhren wir, dass gestern noch ein Küken im Nest war. Was geschah mit den Vögeln und auch das Ausmaß unserer Beteiligung an den Ereignissen wird für immer ein Geheimnis bleiben. Es war still. Der Regen hat aufgehört. Und nur gesättigte Raben krächzten über Schrebergärten.